24 Feb pismo NSKS, SKS in ZSO deželnemu glavarju Kaiserju
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Die drei Vertretungsorganisationen der slowenischen Volksgruppe in Kärnten möchten auch auf diesem Wege der neuen Landesregierung unter Ihrer Führung viel Erfolg im Bestreben die Interessen der Bevölkerung von Kärnten bestmöglich zu vertreten, wünschen.
Vorerst möchten wir betonen, dass wir Ihre Regierungserklärung vollinhaltlich unterstützen. Insbesondere hat es uns sehr gefreut, dass Sie als neuer Landeshauptmann auch in unserer Sprache gesprochen haben. Dies war ein wichtiger Hinweis in Richtung sprachlich-kultureller Vielfalt unseres Landes, den wir sehr zu schätzen wissen. In Ihrer Regierungserklärung haben Sie betont: „Der slowenischen Volksgruppe in Kärnten wird auch im Bereich der Förderung von Kunst und Kultur Gleichbehandlung garantiert, um damit die Partizipation am kulturellen Leben in der eigenen Sprache in allen Bereichen zu ermöglichen“.
Ausgehend von dieser Erklärung und weiters davon, dass Volksgruppenangelegenheiten zu Ihrem Verantwortungsbereich zählen, erlauben wir uns Ihnen unsere Überlegungen für ein friedvolles und konstruktives Zusammenleben in Kärnten zu übermitteln.
– Wir gehen davon aus, dass die systemische Lösung für die „Glasbena šola« in Ausarbeitung ist und hoffen, dass die Erledigung alsbaldig erfolgen wird.
– Die Lösung der Finanzierung der zwei- und mehrsprachigen Kindergärten durch die Fondslösung war vor Jahren ein Schritt nach vorwärts, es stellte sich aber ein Systemfehler ein, nämlich, dass das Budget nicht valorisiert wird und auch mögliche Erweiterungen bzw. Neugründungen im Budget nicht vorgesehen sind. Hier wäre einerseits eine Anpassung an die Inflation notwendig als auch mögliche Neugründungen von zwei- und mehrsprachigen Kindergärten zu berücksichtigen.
– Die Slowenische Studienbibliothek in Klagenfurt/Celovec hat die meisten slowenischen Bücher und Publikationen in Österreich. Sie zählt 135000 Einheiten, die von 2,5 Mitarbeiterinnen betreut und verwaltet werden. Im Vergleich dazu hat die Bibliothek der AK 77000 Einheiten, die von 7 Mitarbeiterinnen betreut und verwaltet werden. Die slowenische Studienbibliothek wird von vielen StudentInnen (insbesondere der Slawistik) der AAU frequentiert aber auch von Deutschsprachigen, die Slowenisch lernen. Im Jahr werden ca. 50000 Entlehnungen abgewickelt. Die Leseaktion (Bralna značka) wird seit 36 Jahren durchgeführt und allein im heurigen Studienjahr nehmen daran 650 Schüler teil. Die Slowenische Studienbibliothek wird hauptsächlich durch die Republik Slowenien erhalten, dazu kommen noch Förderungen des Bundeskanzleramtes und des BMUK, die in den letzten Jahren drastisch gekürzt wurden und die Existenz der Bibliothek ernsthaft gefährden. Durch eine Förderung des Landes Kärnten, könnte die Existenz der Studienbibliothek sichergestellt werden.
– Einzelne slowenische Kulturvereine unterhalten auch Kulturhäuser, die hauptsächlich von ihnen erhalten werden müssen. Hier wäre eine Unterstützung wünschenswert, zumal sie auch die slowenische Musikschule beherbergen und eine aktive Beteilung der gesamten ein- und zweisprachigen Bevölkerung an kulturellen Prozessen fördern und ermöglichen. Insbesondere wäre auch zu überlegen, ob nicht bei den wichtigsten z.B. in Bleiburg/Pliberk, St. Jakob i.R./Šentjakob v R., im K&K Zenter in St. Johann/Šentjanž KulturmanagerInnen angestellt werden könnten. Ebenso könnte das Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje unterstützt werden.
– Die beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner Slowenen – der Christliche Kulturverband/Krščanska kulturna zveza und der Slowenische Kulturverband/Slovenska prosvetna zveza erhalten vom Land Kärnten für ihre umfangreiche Tätigkeit (u.a. Unterstützung der örtlichen Kulturvereine, Entwicklung der Laientheater- und Puppentheatertätigkeit, zahlreiche Kinder- und Jugendprojekte, jährliche Musik-und Gesangsprojekte) eine relativ bescheidene finanzielle Unterstützung. In Anbetracht dessen, dass die slowenischsprachige Kultur und ihre Proponenten wesentlicher Bestandteil des kulturellen Lebens in Kärnten sind, wäre eine entsprechend großzügige Förderung ein klares Signal für die Vielfalt im Land.
– Die slowenische Wochenzeitung Novice erhält vom Land Kärnten keine finanzielle Unterstützung. Auch die Unterstützung aus Wien bewegt sich auf niedrigem Niveau. Hier sollte eine Förderung durch das Land angedacht werden.
– Von Seiten der Sportvereine wird der Bau einer Sporthalle am BG für Slowenen gewünscht, die auch den Erfordernissen moderner Wettkämpfe gerecht werden sollte.
– Wir möchten auf die besondere Situation der kleinen Schulen für die Erhaltung der slowenischen Volksgruppe hinweisen und ersuchen nach Möglichkeit für die Erhaltung dieser Schulen einzutreten.
– Darüberhinaus sollte auch die Frage der Qualifikationserfordernisse von SchuldirektorInnen im Geltungsbereich des zweisprachigen Schulwesens im Sinne der Pädagogik und entsprechender Vorschläge von ExpertInnen neu geregelt werden.
– Wir begrüßen die Reaktivierung des Dialogforums auf Landesebene und erwarten uns davon eine Plattform für regelmäßige Diskussionen über Fragen des Zusammenlebens im Lande.
– Das Slowenische wissenschaftliche Institut und das Slowenische Volkskundeinstitut Urban Jarnik sollten von Seiten des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung eine Basisförderung erhalten. Wir ersuchen um eine entsprechende Intervention beim Wissenschaftsminister.
– Von vielen MitbürgerInnen des Landes wurde der Wunsch an uns herangetragen, die slowenische Sendung im ORF »Dober dan Koroška« zu untertiteln. Im Sinne des interkulturellen Dialoges unterstützen wir dieses Anliegen, wobei mittelfristig auch an eine Ausweitung der Sendungen gedacht werden könnte. Wir ersuchen um Unterstützung.
– Analog zur Staatszielbestimmung (BVG § 8(2) könnte diese auch adaptiert in die Landesverfassung übernommen werden.
Generelle Anregungen
– Minderheiten und Volksgruppen bekommen im Rahmen der EU eine neue Rolle und Bedeutung. In Österreich sind vier bzw.fünf (mit dem Beitritt Kroatiens Anfang Juli dieses Jahres) Minderheitensprachen auch europäische Amtssprachen. Minderheitensprachen sind damit auch Zugangssprachen zu den slawischen Ländern. Das hat nicht nur eineöekonomische Bedeutung, sondern auch eine demokratisch-humanistische Dimension. Dies sollte mitüberlegt werden, wenn wir nun daran gehen ein neues Blatt in der Kärntner Geschichte zu öffnen und neu zu schreiben.
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Wir ersuchen Sie unser Schreiben wohlwollend zu behandeln und auch mit den Koalitionspartnern zu beraten. Wir werden uns erlauben in absehbarer Zeit um einen Gesprächstermin zu ersuchen, um über die oben angeführten Anliegen und Vorschläge zu beraten.
Bis dahin verbleiben wir mit freundlichen Grüßen!
Dr. Marjan Sturm Dr. Inzko Valentin Sadovnik Bernard (junij 2013)