Im Gespräch mit Univ. Doz. Dr. Mag. Brigitta Busch

slo.at: Sie haben sich kürzlich habilitert. Es fällt auf, dass sie sehr spät zu studieren begonnen haben – mit 37 Jahren – und haben dann in einer Rekordzeit ihr Studium abgeschlossen, dabei an zahlreichen wissenschaftlichen Projekten mitgewirkt, zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und eigenständige Publikationen veröffentlicht und nun sind Universitätsdozentin.
BuschBusch: Für mich war Entscheidend, dass nachdem die Kinder größer waren, ich doch die Chance gesehen habe, mich noch mal zu verändern. Eigentlich wollte ich an die Uni Klagenfurt nur einen Slowenisch-Kurs belegen. Zuerst war ich eine externe Hörerin, auf Anregung von Klaus Detlev Olof habe ich dann ein Vollstudium begonnen.
slo.at: Ursprünglich kommen sie aus Wien. In Kärnten haben sie sich auch in Fragen der Zwei- und Mehrsprachigkeit engagiert. Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Was war das Motiv, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen?
Busch: Einerseits erklärt es sich aus meiner Biographie, meine Mutter selber ist zweisprachig aufgewachsen – Tschechisch/Deutsch – ich persönlich aber war mit dem Tschechischen nicht mehr konfrontiert. Trotzdem aber war diese Zweisprachigkeit irgendwie latent präsent. und hatte für mich auch irgendetwas Geheimnisvolles. Später habe ich selber dann eine Zeitlang in England gelebt, später in Frankreich und in der Schweiz und wurde so auch immer damit konfrontiert, mein Leben in mehr als einer Sprache zu organisieren. Wie ich nach Kärnten gekommen bin und in eine zweisprachige Gemeinde gezogen bin, nach Eisenkappel/Železna Kapla, war das für mich eine Selbstverständlichkeit, auch Slowenisch zu lernen. Ich habe das auch immer als große Chance gesehen, mich mit einer slawischen Sprache zu beschäftigen. Zu meiner Überraschung habe ich da zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, was es heißt in eine Minderheitensprache einzutauchen und was es eben heißt aufgrund von Sprache diskriminiert zu werden und diskriminiert zu sein. Ich habe dann auch die ganze Geschichte von Kärnten und die Geschichte des Widerstandes in Kärnten usw. kennen gelernt. Dabei ist mir dann aufgefallen, wie viel auch in meinem Schulunterricht in Wien ausgeblendet war, wie viel mir da nicht vermittelt wurde. Trotz mehrsprachigen Familienhintergrund, habe ich wie selbstverständlich angenommen, dass Österreich deutschsprachig ist. Ich glaube all diese Erfahrungen haben mich sehr nachhaltig geprägt. Und dann sind auch unsere Kinder bewusst in den zweisprachigen Kindergarten, in die zweisprachige Schule gekommen. Für mich war es auch ein logischer Schritt, sich für Zwei- und Mehrsprachigkeit in der Schule hier in Kärnten einzusetzen.
slo.at: Ihre Habilitationsschrift, die demnächst bei DRAVA erscheinen wird, heißt “Sprachen im Disput. Medien und Öffentlichkeit in multilingualen Gesellschaften”. Sie haben einerseits die Erfahrung hier in Kärnten, wo sie doch über zwei Jahrzehnte gelebt haben und eine ihrer Thesen in der Habilitationsschrift besteht darin, dass sie sagen, dass sich in Zeiten des Verlustes der Bedeutung des Nationalstaates auch die Bedeutung von Mehrsprachigkeit ändert und eine positivere Bedeutung bekommt. Wie kann man das verstehen?
Busch: Es ist sehr interessant. Wir haben auch in der Sprachwissenschaft immer dieses nationalstaatliche Paradigma als etwas ganz Selbstverständliches angenommen. Es war für uns die Folie, von der wir ausgegangen sind und wir haben erst sehr spät begonnen, die blinden Flecken, die sich aus diesem Paradigma heraus ergeben, zu hinterfragen. Das passierte eigentlich erst heute, wo wir die Prozesse der Erosion des Nationalstaates erleben. Tatsache ist, dass der Nationalstaat eine Episode in der Geschichte war oder noch immer ist, also eine Geschichte von zwei-, dreihundert Jahren in einer Geschichte von tausenden Jahren von gesellschaftlicher Organisation. Die Logik des Nationalstaates bewirkte das Denken in Gegensätzen also Homogenisierung nach Innen, Abgrenzung nach außen auch mit Hilfe der Sprache. Das Postulat war, nach Innen eine homogene Sprache zu haben und damit auch Prozesse der präskriptiven Standardisierung von Sprache, über die gültige Norm für ein ganzes Staatsgebilde erreicht wurden. Dies aber hatte die Hierarchisierung von Sprachen und die gleichzeitige Unterdrückung von Minderheitensprachen zur Folge. Wir haben jetzt im früheren Jugoslawien gesehen, wo mit dem Zerfall des jugoslawischen Staates die Bestrebungen zu Tage kamen, die eigenen Nationalsprachen zu affirmieren, also die kroatische Sprache, die serbische Sprache, die bosnische Sprache und dabei ging es in Wirklichkeit um Prozesse der Abgrenzung, um diskursive Konstrukte. Die Masse an Sprachratgebern, an Differenzwörterbüchern, die erschienen sind, zeigt doch nur, dass es letztlich darum gegangen ist, Differenzen zu akzentuieren. Um diesem Postulat gerecht zu werden, wurde Abgrenzung nach Außen, die Homogenisierung nach Innen und Stigmatisierung von denen, die nicht der Norm entsprechen vorangetrieben. Die Auflösung des Nationalstaates oder die Dezentrierung des Nationalstaates, dieser aktuelle Prozess weist in eine andere Richtung, nämlich in Richtung der Dezentrierung von Standardsprachen und weist auch in Richtung einer Aufweichung des Postulats der Homogenisierung.
slo.at: Sie beschreiben in ihrem Buch verschiedene Beispiele der Mehrsprachigkeit: Südafrika, Kanada, Madagaskar. Wir hier in Mitteleuropa sind aber noch sehr einerseits durch diese Nationalstaatsideologie geprägt und ganz besonders durch die Abstammungsideologie jus sanguinis.
Busch: Man muss das differenziert anschauen, Beispiel für Beispiel. Zuerst einmal generell eine Bemerkung. Ich glaube, diese Dezentrierung des Nationalstaates ist ein Prozess, der weltweit abläuft, der unter dem Stichwort Globalisierung zusammen gefasst werden könnte. In der Sprachenpolitik werden Entscheidungen delegiert. Also Sprachenpolitik ist Teil der Kulturpolitik, Kulturpolitik wird zwar noch immer primär als nationalstaatliche Domäne angesehen, de facto ist aber der Einfluss des Staates rückläufig, weil beispielsweise Dienstleistungen im Kultursektor immer wieder auch zur Diskussion gestellt werden in den Gatt-Verhandlungen. De facto werden Entscheidungen, die z.B. den Medienbereich betreffen, längst von den internationalen Expertengremien ähnlich der WTO getroffen. D. h. wichtige sprachenpolitische Entscheidungen fallen bereits auf diesen Ebenen, die jenseits der nationalstaatlichen gelagert sind und auch jenseits der supernationalen Zusammenschlüsse wie EU etc. oder selbst auch jenseits der UNESCO. Im Grunde genommen von Expertengremien, die sich einer demokratischen Kontrolle entziehen und die eine Deregulierung voran treiben und letztendlich die liberale Marktwirtschaft auf ihre Fahnen geschrieben haben.
slo.at: Und wie schaut die liberale Marktwirtschaft jetzt im Bereich der Sprachenpolitik und der Mehrsprachigkeit aus?
Busch: Ich muss noch zu einer Frage Stellung beziehen. Die Dezentrierung des Nationalstaates erfolgt in zwei Richtungen: einerseits in Richtung supranationaler Ebenen und andererseits aber auch in Richtung subnationaler Ebenen, weil der Staat diverse Aufgaben nicht mehr erfüllt oder nicht mehr erfüllen kann auch weil das Vertrauen in den Wohlfahrtstaat nicht mehr gegeben ist, finden eben Auslagerungen auf beiden Ebenen statt, suprastaatlich und substaatlich. Gemeinden oder Regionen, ja sogar einzelne Schulen bekommen größere Autonomie in der Gestaltung ihrer Sprachenpolitik. D. h. wir haben letztendlich eine neue Geometrie der Macht und der Entscheidungen in dem Bereich. Diese Entwicklungen beobachten wir überall.
slo.at: Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?
Busch: Wir sehen dies beispielsweise bei einigen Städten, die beginnen die Ressourcen, die sich durch die Migration ergeben als Entwicklungspotential zu begreifen d. h. bewusst die sprachliche Vielfalt zu fördern. Schönes Beispiel hiefür ist die Zentrale Bücherei der Stadt Wien, die ihren Bestand in mehreren Sprachen pflegt und auch großen Zulauf hat. Dezentrierung aber kann andererseits auch sehr negativ sein, wenn z.B. auf regionaler und lokaler Ebene Konstellationen auf politischer Ebene eintreten, die die Entwicklung sprachlich-kulktureller Vielfalt eher behindern.
slo.at: Sie haben gesagt, Entethnisierung. Wir hier in Europa sind noch sehr in dieser Tradition der Ethnisierung der Sprache verhaftet. Wie ist das zu verstehen und was ist das Gegenkonzept zur Ethnisierung?
Busch: Das ist eine schwierige Frage. Sicher ist bei uns die Tendenz vorherrschend gewesen oder besteht noch immer Staat, Sprache, Nation, Kultur in einen Topf zu werfen und Sprache als den Marker von Identität schlechthin zu sehen. Wir sehen in Kärnten sehr deutlich bei der jüngeren Generation, dass Menschen, die von Anfang an in zwei Sprachen aufwachsen, den Vorteil haben zu erkennen, dass nicht eine Sprache das Maß aller Dinge ist, sondern sie wachsen auf im Bewusstsein, dass es verschiedene Arten, verschiedene Möglichkeiten gibt, Dinge auszudrücken, ein und das selbe zu sagen, sie wachsen auf im Bewusstsein, dass ein Überschreiten und ein Grenzgängertum auch möglich ist. Ich denke, diese Änderung, dieses Mehrsprachigwerden der Lebenswelten wirkt auf längere Frist doch auch gegen die Ethnisierung.
slo.at: War die Ethnisierung, wenn wir von Kärnten sprechen, zu mindest in einer historischen Phase verständlich. Wenn wir uns die Zeit nach 1920 anschauen, wo es auf einer Seite die massive Tendenz der Germanisierung dieses Raumes gegeben hat, die einher gegangen ist mit konkreter Diskriminierung. Die Gegenwehr entwickelte sich notgedrungen entlang der ethnischen Grenze und in einer Gesellschaft wie der Kärntnerischen, war natürlich Sprache die beste Grenzziehung. Kann man davon ausgehen, dass wir in einer historischen Umbruchsituation leben, wo das Ethnisierungskonzept so schön langsam ausläuft und etwas Neues kommen wird, oder besteht auch die Gefahr, die auch diskutiert wird, das letztendlich in zweihundert Jahren – es gibt eine Prognose – in Wirklichkeit von den 6000 derzeit lebenden Sprachen die Hälfte ausgestorben sein wird?
Busch: Diese Phase der Ethnisierung waren sicher eine verständliche Entwicklungen. Sagen wir – gerade auf Kärnten bezogen – der Druck von deutscher oder deutschnationaler Seite und die Geschichte der Verfolgung hatte eine Gegenwehr zur Folge. Daher ist es auch interessant zu sehen, dass gerade die ältere Generation, die diese Diskriminierungserfahrungen und Verfolgungserfahrungen am eigenen Leib erlebt hat, ihre slowenische Identität vor allem aus dieser Erfahrung heraus konstruiert. Dies ist normal und auch keine reine Konstruktion von ethnischer Identität sondern es hat sehr viel zu tun mit Machtverhältnissen und ein sich zur Wehr setzen gegen diese Machtverhältnisse. Es ist eigentlich eine doppelte Konstruktion von Identität. Die Generation, die in den späten 60-gern, Anfang der siebziger Jahre politisch, gesellschaftlich sozialisiert wurde, die sieht mit dem Slowenischen sehr stark Emanzipatorisches und sehr stark politische Anliegen verknüpft. Für die junge Generation, die heute 20-jährigen oder 18-jährigen, für die verknüpft sich das Slowenische sehr stark mit Zweisprachigkeit. Das habe ich selbst anhand von, qualitativen Interviews gesehen, die ich mit verschiedenen Generationen durchgeführt habe. Die Aussagen der jüngeren Generationen waren sehr stark geprägt dadurch, dass sie eben zweisprachig aufgewachsen sind, dadurch eine Sprache mehr sprechen und das als einen großen Vorteil ansehen. Hier war nicht mehr die Diskriminierungserfahrung dominant, sondern hier dominiert die Chance, die sich aus dem Aufwachsen mit mehreren Sprachen ergibt. Das scheint wir sehr wichtig zu sein. Ob das in der Perspektive wirklich die Ethnisierung überwinden wird weiß ich nicht, da würde ich vorsichtig sein mit Prognosen, weil es doch sehr stark davon abhängt, was sich im politischen Bereich tun wird. Die andere Frage über den Sprachtod und der Szenarien des Verschwindens von Sprachen, sehe ich nicht so pessimistisch. Ich teile diese Ängste nicht.
slo.at: Kommen wir zurück nach Europa, nach Kärnten.
Die Ethnisierung der Sprache bedeutet Eingrenzung und Abgrenzung. Ist für eine Minderheit in Zeiten der Globalisierung das Konzept der Ethnisierung der Sprache ein erfolgsversprechendes Konzept?
Busch: Meiner Meinung nach nein. Es ist weder für Minderheiten noch für Nationalstaaten ein erfolgversprechendes Konzept, weil die Lebenswelten in einem hohen Grad multilingual sind. In den urbanen Räumen, in den europäischen Metropolen wird heute davon ausgegangen, dass mindestens ein Drittel der Bevölkerung eine andere Sprache als die Mehrheitssprache im Alltag spricht. Allein in Wien spricht schätzungsweise die Hälfte der Bevölkerung in ihrem Alltag mehrere Sprachen. Auch in den ländliche Regionen wird sich die Mehrsprachigkeit mehr und mehr durchsetzen. Das ergibt sich auch aus den Arbeitszusammenhängen aus dem grenzüberschreitenden Beziehungen etc. Das Konzept der Ethnisierung und das Konzept der Reinerhaltung der Sprache ist daher ein Auslaufmodell.
slo.at: Also die These von Entethnisierung und Sprachpurismus hat für mich einen Beigeschmack von einer modernisierten Form der sogenannten Windischen-Theorie.
Busch: Nein, überhaupt nicht. Die Windischen-Theorie war eine Assimilationstheorie, d .h gegen das Slowenische gerichtet. Sie war auch eng mit dem Nationalstaat und der Zugehörigkeit zum einen oder zum anderen verknüpft. Was man aber schon sagen muss ist, dass unter gewissen Voraussetzungen eine Regionalsprache oder eine regionale Varietät oder ein regionaler Dialekt eine Brückenfunktion haben kann. Das wird jetzt vermehrt im Elsass beobachtet. Das Elsässerisch war ja eine zeitlang auch heftigst stigmatisiert, im Grunde genommen auch aufgrund politischer Konstellationen und letztendlich erfährt es jetzt doch wieder eine Aufwertung.
slo.at: Noch einmal zur Windischen-Theorie. Eine nationale Homogenisierung hat Ausgrenzung zur Folge. In Kärnten waren das die Windischen, die natürlich auch von den Slowenen irgendwie als nationale Verräter abgelehnt worden sind. Wie kann man dieser Konstellation entgehen?
Busch: Ich habe bei meinen Interview-PartnerInnen mehrere gehabt, die sich selber nicht als Slowenen bezeichneten, sprachen aber auch slowenisch, nicht sehr gut, wie sie sagten, Dialekt eben. Also würden sie eindeutig unter diesen Windischen-Begriff fallen, obwohl sie es im Interview nicht wirklich gebrauch haben. Sie pflegen ein gewisses Naheverhältnis zur slowenischen Sprachen, haben mit Eifer die slowenischen Sendungen im Radio gehört und auch Vestnik und Tednik (damals) gelesen. Also, sie haben ein Naheverhältnis gepflegt aber nicht dieses politische Bekenntnis dazu entwickelt. Ich denke, dass es ein unglaubliches Problem ist, solche Leute auszugrenzen oder nicht aktiv etwas dafür zu tun, ihnen den Anschluss zu ermöglichen.
slo.at: Das hat doch etwas damit zu tun, dass die slowenische Politik in Kärnten immer eine kernschichtenorientierte Politik war. Ist das irgendwie zielführend?
Busch: Das ist sicher nicht zielführend. Das kann man wirklich sehr eindeutig beantworten. In Wales beispielsweise ist die Sprachenpolitik schon lange nicht mehr kernschichtenorientiert, sondern spricht ganz bewusst die gesamte Bevölkerung an. Durch Sensibilisierung wurde die Haltung gegenüber der Sprache total verändert und führte im Endeffekt mehr zum Spracherhalt als jegliche Kernschichtenpolitik oder Politik des Sprachpurismus. Dieses Phänomen kann man an diversen anderen Beispielen quer durch Europa auch beobachten. Dort, wo man auf die Erhaltung eines reinen Kerns gesetzt hat, der sich abgrenzt, dort führt das in der Perspektive zum Verschwinden der Sprache, dort wo man Öffnung zulässt und die Menschen ermutigt die Sprache angstfrei zu erlernen, wie z. B. in Wales, dort kann man ein Sprach-Revival erreichen.
slo.at: Sie reden der Vermischung das Wort. Wenn aber Sprachen immer mehr durchlässig werden, sich immer mehr gegenseitig beeinflussen, wie sieht dann die sprachpolitische Perspektive aus?
Busch: Es ist eine Tatsache, dass sich Sprachen weiter entwickeln und verändern. Das war in der Geschichte immer so. Manche Sprachen haben sich im Lauf der Geschichte angenähert, andere haben sich voneinander entfernt und das wird zweifelsohne – in einer längeren Perspektive gesehen – auch so weiter gehen. Dies ist eine völlig normale Entwicklung.
slo.at: Aber die großen Nationen wie z. B. Frankreich, beschließen besondere Gesetze um das Französische zu schützen, die kleineren Sprachen aber können das nicht tun. Sehen sie darin nicht eine Gefahr?
Busch: Nein. In Frankreich haben paradoxerweise die Gesetze und Verordnungen zum Schutz der französischen Sprache teilweise zu einer Aufwertung der Minderheitensprachen geführt.
slo.at: Wie sehen sie die sprachenpolitische Perspektive für die nächsten Jahre und Jahrzehnte?
Busch: Das ist schwierig. Also diese Weltuntergangsszenarien der verschwindenden Vielfalt, die sehe ich eher nicht. Auch nicht das große Problem der Homogenisierung. Das Problem, dass ich sehr wohl sehe ist, dass mit der liberalen Marktwirtschaft die Marktfaktoren tendenziell eine wichtige Rolle spielen werden und auf der anderen Seite staatliche Eingriffe tendenziell zurückgehen werden. Gerade deshalb werden weiter gewisse Interventionen notwendig sein, vor allem auf internationaler Ebene. Die UNESCO arbeitet derzeit z.B. an einer Konvention für die Erhaltung der kulturelle Vielfalt. Von staatlichen Instanzen ist da weniger zu erwarten.
slo.at: Danke für das Gespräch.